10

Ensemble DRAj

Manuela Weichenrieder (Gesang, D)

plus

Ralf Kaupenjohann (Akkordeon, D)

plus

Ludger Schmidt (Violoncello, D)



Jisrolek
Aufwachsen im Ghetto

Samstag, 19. Februar 2005, 20.00 Uhr

Kunsthaus Essen

Eintritt: 10 / 5



1. Jisrolek

Ein kleiner Ghettohändler versucht tapfer „seinen Mann zu stehen“, auch wenn ihm zum Heulen zumute ist. Er leidet nicht nur am Hunger, ihm fehlen auch die Eltern. Was ihm bleibt, ist sein Stolz (denn niemand soll seine Tränen sehen) und sein trotzig-verzweifeltes Lied.
2.' s dremlen fejgl ojf di zwajgn

Eine Fremde singt einem Kind ein Schlaflied an der Wiege, die Mutter ist tot, der Vater wurde gesteinigt.

3. Margaritkes Evchen geht in einem Wald spazieren, in dem Margariten wachsen, und singt ein Lied. Da begegnet sie einem Jüngling. Auf die Frage nach dem Grund ihres Aufenthaltes im Wald, errötet Evchen und sagt, sie suche Margariten. In der letzten Strophe ist die Sonne untergegangen, der Jüngling fort und Evchen trällert, den Blick in die Ferne gerichtet, ihr Liedchen wieder.

4. Wer der erschter wet lachen

Ein dialogisches Kinderlied von Mordechaj Gebirtig (1877-1942), das von einem Wettspiel handelt, bei dem derjenige verliert, der als erster lacht. Schlojmele denkt einfach an traurige Sachen (und die gibt es reichlich). Aber Awremel hat „Köpfchen“ ...
5. Kinderjorn In diesem Lied – ebenfalls von Mordechaj Gebirtig – denkt ein alter Mann wehmütig an seine Jugendzeit zurück, an die Mutter, an seine Geliebte und daran, wie schnell er alt geworden ist.
6. Unter di grinike bejmelech Ein sehr poetischer, liebevoller und sehnsüchtiger Blick eines Alten auf die Kinder.
7. Ojfn Pripetschik In diesem Lied von Mark Warschawski (1840-1907) lehrt der Rabbi die Kinder das Alphabet. Aber eigentlich will er ihnen klarmachen, daß einerseits noch großes Leid auf sie wartet und wo andererseits eine Kraftquelle liegen kann.
Pause
8. Schtiller, schtiller Dieses Lied stammt aus dem Vernichtungslager Ponar (bei Wilna) in Litauen. Die Melodie schrieb Alexander Wolkowski, ein elfjähriger Knabe. Im Text heißt es, im Angesicht der Gefahr möchte man dem Feind es nicht vergönnen, sich am Unglück der zum Tode Verurteilten zu weiden: „Unser Unglück soll für Feinde nicht zu fühlen sein“.
9. Huljet, huljet, kinderlech Ein Greis beobachtet spielende Kinder und wünscht sich, mitspielen zu können: „Schaut nicht auf meinen grauen Kopf, meine Seele ist noch jung“. Und vom Frühling bis zum Winter ist es nur ein Katzensprung!
10. Wilna Neben Warschau und Lodz war Wilna das dritte große Ghetto im Osten Europas, das über eine längere Zeit in den Mauern einer Stadt eingerichtet wurde. Obwohl die Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung Teil des Vernichtungsplans der Nationalsozialisten war, geht die Erinnerung in diesem Lied zurück an die – bei allem Schrecken - glücklichen Momente der Kindheit, an Zeichen der Solidarität.

11. Friling

Eine Frau irrt im Ghetto umher, sie sucht ihrem Geliebten und kann ihn nicht finden. Der Frühling weckt die Erinnerungen an vergangene Zeiten, aber ihre Sehnsucht kann nicht erfüllt werden.
12. Papir is doch wajss

Ein nahezu einhundert Jahre altes Liebeslied. Es endet mit der Zeile: O lieber Gott, laß mich doch mit ihr unter die Chupe (dem Traubaldachin)gehen!

13. Ballade funm Hajsl Eine alte Erzählung besagt, daß in einem verborgenen Häuschen ein ehrlicher alter Jude mit seinem einzigen Töchterchen lebte. Im nahen See wird das hübsche Mädchen von seinem eigenen Spiegelbild ins Wasser gezogen. Der Wind und der Vater beten und dieser muß „Schiwe sitzen“, das bedeutet, während sieben Trauertagen nur auf dem Fußboden oder auf niedrigen Schemeln sitzen zu dürfen.
14. Awremele und Josele Josele will seinen Freund Awremel von der Schule abhalten – der Tag ist halt zu schön. Doch dem frommen Awremel ist der Schulbesuch unerläßlich. Nun versucht Josele, seinen Freund auf die von ihm bewundernten Lebewesen einer Wiese hinzuweisen, aber Awremel hat nicht nur Angst vor dem strafenden Lehrer, sondern sogar vor dem Teufel, der in Vogelgestalt im Feld hocken könnte. Schließlich geht Awremel allein zur Schule, jedoch nicht ohne die freundliche Drohung seines Freundes, daß dieser ihm ein Bein bräche, falls er petzen würde.
15. Schlof, majn fejgele Ein Wiegenlied zum Abschluß.


Zum Pressebericht