Giulio Regondi (1823-1872) war nicht nur einer der bedeutendsten Gitarristen des 19. Jahrhunderts, sondern auch der herausragendste Concertinavirtuose seiner Zeit, der zahlreiche Komponisten dazu anregte, für dieses Instrument zu komponieren. Seit Beginn der 1830er Jahre bereiste er mehrere europäische Städte, in denen er als Wunderkind auf der Gitarre präsentiert wurde, unter anderem 1830 in Paris, wo er mit Paganini und auch Liszt auftrat, und 1831 in London. Dort lernte er den Instrumentenbauer und Physiker Charles Wheatstone (1802-1875) kennen, der ihn veranlaßte, die von ihm neu entwickelte Concertina zu erlernen. Auf der englischen Concertina erlangte Regondi in kürzester Zeit eine solche Fertigkeit, daß er außer der Gitarre auch dieses Instrument erstmals während einer Konzertreise spielte, die er 1834/35 durch Irland unternahm. Seit März 1839 lebte Regondi in London, wo er bis Ende der 1860er Jahre als Concertinalehrer wirkte, zahlreiche Konzerte veranstaltete und dort und in anderen britischen Städten mit beiden Instrumenten auftrat. Auf einer weiteren Konzertreise, die ihn 1840/41 mit dem Cellisten Joseph Lidel (1803-1878) nach Darmstadt, Frankfurt a.M., Wien, Prag und Leipzig führte, wurde Regondi für sein virtuoses Spiel auf Gitarre und Concertina enthusiastisch gefeiert. Außer durch eine außergewöhnliche Technik zeichnete sich Regondis Gitarren- und Concertinaspiel nach den Aussagen der Zeitgenossen vor allem durch seine expressive Tonbildung und kantable Melodiegestaltung aus, die an den Ausdrucksmitteln des Belcanto ausgerichtet war.

Erweiterte Regondi als Komponist das Repertoire für die Gitarre als Soloinstrument, so liegt der Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens ohne Zweifel auf seinem umfangreichen Werk für die Concertina. Regondis Dix Etudes stellen für die Gitarre, der Hexaméron du concertiniste für die Concertina jeweils einen umfangreichen Etüdenzyklus dar, der im 19. Jahrhundert für beide Instrumente in technischer wie musikalischer Hinsicht Maßstäbe setzte. Besondere Aktualität erhalten Regondis Kompositionen für die Concertina dadurch, daß sie ohne weiteres auf das Einzeltonakkordeon übertragen werden können.

Im ersten Teil des Konzerts wird ein aspektreicher Eindruck von Regondis Gitarrenkompositionen vermittelt. Im zweiten Teil werden die Konzertetüden für die Concertina und ein Werk für die Baritone Concertina (die einen um eine Oktave tieferen Tonumfang als die Concertina aufweist) in der Übertragung auf Akkordeon vorgestellt. Das Konzert schließt mit einem Werk Regondis für Concertina und Klavier, in Übertragung auf Akkordeon und Gitarre.



Helmut C. Jacobs (D)
(Akkordeon)
1957 in Bonn geboren. Erster Akkordeonunterricht mit zehn Jahren, u.a. Schüler von Guido Wagner (Rheurdt). Er war 1. Preisträger beim 3. Kamp-Lintforter Akkordeonwettbewerb 1979, 1. Preisträger beim ersten Deutschen Akkordeonmusik-Preis 1980 in Wiesbaden, 3. Preisträger beim internationalen Wettbewerb Trophée mondial de l’accordéon 1981 in Castelfidardo (Italien), 1. Preisträger beim dritten Deutschen Akkordeonmusik-Preis 1985 in Wiesbaden. Für Helmut C. Jacobs sind zahlreiche Solo- und Kammermusikwerke komponiert worden. Von 1985 bis 1999 konzertierte er im Ensemble Duo Duellante zusammen mit dem Schlagzeuger Hermann-Josef Tillmann (Schlagzeug). Helmut C. Jacobs befaßt sich außer mit der zeitgenössischen Akkordeonmusik auch mit der heute weitgehend vergessenen Literatur für Instrumente wie die englische Concertina oder das Harmonium, die wie das Akkordeon die durchschlagende Zunge als Tonerzeugungsprinzip besitzen. So widmete er sich auch intensiv den Concertina-Kompositionen des Gitarren- und Concertinavirtuosen Giulio Regondi (1822/23-1872), über den er mehrere Artikel und das Buch Der junge Gitarren- und Concertinavirtuose Giulio Regondi – Eine kritische Dokumentation seiner Konzertreise durch Europa 1840 und 1841 (Bochum: Augemus Musikverlag 2001) geschrieben hat. Mehrere CD-Produktionen: 1988 Recital mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn, Max Reger, Sigfrid Karg-Elert, Jürg Baur und Hans Brehme, 1989 Sigfrid Karg-Elert. Compositions for harmonium, 1994 zusammen mit Hermann-Josef Tillmann Einspielung von Giselher Klebes Der Schrei für Akkordeon und Schlagzeug auf der von der Akademie der Künste in Berlin herausgegebenen CD Giselher Klebe - Warum hat die Sonne einen Aschenrand.

Helmut C. Jacobs ist seit 1997 Professor für romanische Literaturwissenschaft (Französisch und Spanisch) an der Universität in Duisburg-Essen.

Volker Höh (D)
(Gitarre)
1959 in Altenkirchen/Pfalz geboren, studierte Volker Höh an den Hochschulen in Koblenz und Münster und schloss sein Studium bei Reinbert Evers mit der Künstlerischen Reifeprüfung ab. Seine Lehrer während internationaler Meisterkurse waren Julian Bream, Leo Brouwer, Alberto Ponce, José Tomas und der Pianist György Sebök.

Volker Höh wurde mehrfach mit Stipendien und Förderungen ausgezeichnet. Er ist als Solist - auch mit Orchestern und in kammermusikalischen Besetzungen - international auf den Konzert- und Festivalbühnen zu Hause. Seine von der Fachkritik ausgezeichneten CD-Produktionen sowie regelmäßige Rundfunk- und Fernsehaufnahmen dokumentieren seinen künstlerischen Rang ebenso wie zahlreiche ihm gewidmete Werke renommierter Komponisten.

Neben einem Lehrauftrag an der Universität Koblenz und der Leitung der Gitarrenklasse am Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz, arbeitet er als Herausgeber von Gitarrenliteratur, Autor, Juror und Dozent von Kursen und Seminaren u.a. an Musikhochschulen und auf internationalen Festivals.

Seine oft thematisch strukturierten Konzertprogramme ziehen stets ein besonderes Interesse auf sich und begeistern Publikum wie Fachpresse:

"Eine Sternstunde der virtuosen Gitarrenmusik!" - "Artistik auf dem Griffbrett" Rhein-Zeitung.

Die Dresdner Neue Nachrichten formulieren:

"Der ausgezeichnete Gitarrist Volker Höh führt das Spiel auf diesem Instrument gleichsam neuen Dimensionen zu."